NABU-Thema im November: Brotfütterung von Wasservögeln

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Vogelfütterung: Ja bei Singvögeln…

Wenn das Wetter wieder ungemütlicher wird, fragen viele Menschen beim NABU an, ob es nicht höchste Zeit sei, die hungrigen Vögel zu füttern, damit sie gut über den Winter kommen. Wir antworten dann meist: Die traditionelle Vogelfütterung – an sauberen, geschützten Plätzen und mit hochwertigem Futter – ist oft wichtig und schadet eigentlich nie. Zudem ist es für viele Menschen eine kostbare und oft die einzige Begegnung mit wilden Tieren aus nächster Nähe. Das gilt besonders für Kinder, die immer weniger Gelegenheit zu eigenen Beobachtungen und Erlebnissen in der Natur haben. Gemeint ist aber hier die Fütterung von Singvögeln mit Sämereien und Fettfutter!

…aber Nein bei Wasservögeln!

Ganz anders liegt der Fall bei Wasservögeln: Immer wieder ist nämlich zu beobachten, wie einzelne Tierfreunde oder ganze Familien an die Lahn, an ihre Seitenflüsse oder an Teiche streben, um bepackt mit Brot, Toast und Brötchen Enten, Blesshühner und Schwäne zu füttern. Mitunter werden dabei kiloweise Backwaren ins Wasser geworfen und Dutzende Vögel stürzen sich oft gierig auf die Brocken.

Brot vergiftet Gänse und Enten…

In der Natur ernähren sich Enten und andere Wasservögel abwechslungsreich von Gras, Wasserpflanzen, Körnern, Insekten und Würmern. Leider gewöhnen sie sich allerdings rasch an die ungesunde und artfremde Nahrungsversorgung durch den Menschen. Die Tiere nehmen dadurch zu viel unverträgliches Salz, zu viel Zucker und zu wenige lebenswichtige Nährstoffe auf. Nicht selten sind die Brotreste auch mit giftigem Schimmel behaftet. Vor allem die Gänse- und Entenküken leiden unter der einseitigen Kost. Für ihre gesunde Entwicklung brauchen sie tierisches Eiweiß. Zufüttern von Backwaren kann schwere Wachstumsstörungen, Gefiederschäden und Körperbehinderungen verursachen. So war in den letzten Monaten an den Diezer Lahnanlagen eine flugunfähige Kanadagans anzutreffen, die unter einem „Kippflügel“ litt: Solche unheilbaren Deformationen sind typische Folgen der Brotfütterung.

…und verseucht ihre Gewässer.

Die Ansammlung von Wasservögeln an den Futterplätzen verseucht zudem das Wasser wie auch das Ufer mit Kot und Krankheitserregern. Dazu wirken faulende Brotreste im Wasser wie Gift. Insbesondere im Sommer kann das in Teichen zum Fischsterben führen. Werden die Vögel mit Brot versorgt, vertilgen sie außerdem weniger Wasserpflanzen. Dadurch verrottet viel Pflanzenmaterial, dem Gewässer wird dadurch Sauerstoff entzogen und den Fischen fehlt die Luft zum Atmen, was wiederum ihren Tod bedeuten kann. Überdies kann übrig gebliebenes Brot am Ufer Ratten anziehen. Aus allen diesen guten Gründen ist die Fütterung von Wasservögeln vielerorts untersagt.

Darum bitte keine „Entchen füttern“!

Deshalb: Bitte entsorgen Sie ihre Brotreste über den Hausmüll und verzichten Sie auf das beliebte „Entchenfüttern“! Noch mehr: Bitte weisen Sie auch andere Menschen freundlich und höflich darauf hin, dass sie mit dem Brotfüttern trotz aller Tierliebe genau diejenigen Vögel schädigen, denen sie eigentlich helfen wollen. Und welche Tierfreundin, welcher Tierfreund möchte daran unbeabsichtigt Schuld tragen?

© Walther Adler