NABU-Thema im Mai:  Der Feldhase

Beliebt, bekannt

„Meister Lampe“ – viele kennen diesen Namen aus Fabeln oder Märchen. Gemeint ist der Feldhase, wissenschaftlich Lepus europaeus. Dieser echte Sympathieträger gehört als eigenständige Art zu den „Echten Hasen“ und ist somit von anderen hasenartigen Nagetieren wie zum Beispiel dem Kaninchen zu unterscheiden. Hierbei handelt es sich jeweils um unterschiedliche Gattungen, die nicht näher miteinander verwandt sind. Dies lässt sich zum einen an optischen Merkmalen festmachen: So hat der Feldhase sehr lange Hinterbeine, welche rund die doppelte Länge der Vorderbeine haben, sowie die sehr großen Ohren. Der Feldhase ist außerhalb der Paarungszeit ein Einzelgänger und ruht als dämmerungs- und nachtaktives Tier tagsüber in der sogenannten Sasse. Hierbei handelt es sich um eine flache, wenn möglich mit einer Deckung versehenen Mulde.

Schwindender Lebensraum

Als Pflanzenfresser und Bewohner von halboffenen bis offenen Landschaften ist der Feldhase auf eine möglichst abwechslungsreiche und artenvielfältige Umgebung in Form von Saum-, Kraut- und Staudenfluren sowie Brachflächen angewiesen. Diese hohen Anforderungen an seinen Lebensraum sind auch der Grund dafür, weshalb der Bestand rückläufig ist: Seit den 1980er Jahren ist die Zahl der Feldhasen in Deutschland um drei Viertel gesunken! Gerade durch die immer weitere Intensivierung der Landwirtschaft und unter Einsatz von Dünger, Pestiziden und schweren Maschinen ist ihr Lebensraum stark bedroht. So wird die ursprüngliche und für Meister Lampe erforderliche Landschaft immer mehr zurückgedrängt und vielerorts zu einer nur noch aus Monokulturen bestehenden Agrarwüste.

Viele Feinde

Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Tatsache, dass der Hasennachwuchs als Nestflüchter von der Häsin in der offenen Landschaft zur Welt gebracht wird und die Mutter das Nest nur etwa zweimal am Tag zum Säugen aufsucht. Die Jungtiere sind somit sämtlichen Umwelteinflüssen uneingeschränkt ausgesetzt. Dies beginnt damit, dass das Nest samt Nachwuchs aufgrund der mehrfachen jährlichen Bearbeitung der Felder und Wiesen durch Maschinen zerstört werden kann. Ebenso werden Nester von freilaufenden oder streunenden Hunden und Katzen, dazu immer öfter von Waschbären aufgesucht und geplündert. Aber auch gut gemeinte „Rettungsmaßnahmen“ von Leuten, die das vermeintlich verlassene Nest schützen wollen, führt oftmals dazu, dass die Häsin das Säugen des Nachwuchses aufgrund von Fremdgerüchen einstellt. Ein weiterer negativer Einflussfaktor auf den Bestand an Feldhasen ist, wie nicht anders zu erwarten, der Straßenverkehr: Nach Schätzungen des Deutschen Jagdverbandes werden jährlich etwa 60.000 Feldhasen im Straßenverkehr getötet. Diese Vielzahl schädlicher Einflüsse führt dazu, dass die Hälfte aller Feldhasen das erste Lebensjahr nicht überlebt und ihre Art somit einen Platz auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten einnimmt.

Rettung ist möglich

Um dies zu ändern, wäre das effektivste Mittel, dem Feldhasen den oben beschriebenen Lebensraum soweit wie möglich wieder zurückzugeben, so dass er ausreichend Flächen zur Nahrungssuche und zur Aufzucht seines Nachwuchses zur Verfügung hat. Von solchen naturnahen Feldfluren würden auch zahllose weitere Tier- und Pflanzenarten profitieren. Oft lebensrettend wären zudem Verkehrssicherungsmaßnahmen in Form von Zäunen an stark befahren Straßen wie Autobahnen. Doch auch jeder Einzelne kann seinen Beitrag leisten: Lassen Sie vor allem zwischen April und Juni Naturwiesen ungestört, halten Sie Ihren Hund an der Leine und ihre Katze auf dem Grundstück. Und fassen Sie niemals Jungtiere an. Ja, das kostet Geld, Mühe und Rücksichtnahme, aber ohne diesen Einsatz werden wir den Feldhasen und andere altvertraute Feldbewohner verlieren. Den Hasenschwund aufzuhalten ist schwer und langwierig, aber dennoch möglich.