Vogel des Jahres 2013
Zu sehen ist sie nur selten, aber dafür umso lauter zu hören: die Bekassine. Jetzt ist sie zum Vogel des Jahres 2013 gewählt worden. Sie soll als Botschafterin für den Erhalt von Mooren und Feuchtwiesen werben. Der Schnepfenvogel mit dem wissenschaftlichen Namen Gallinago gallinago ist etwa so groß wie eine Taube, hat ein beige-braunes Federkleid und einen etwa sieben Zentimeter langen Schnabel. Beim Balzflug sind die Männchen besonders laut, allerdings weniger durch ihre Stimme: Während ihrer kunstvollen Sturzflüge geraten vielmehr die äußeren Schwanzfedern in Schwingungen. Das dabei entstehende Geräusch klingt wie ein Meckern, daher auch der Name „Himmelsziege“ oder „Meckervogel“. Die Bekassine hätte tatsächlich guten Grund, sich zu beschweren, denn Moore und Feuchtwiesen, ihr Lebensraum, schwinden zusehends. Nasse Flächen werden entwässert, Grünland wird umgepflügt, Ackerkulturen wie Mais für Biogasanlagen werden auf immer mehr Fläche angebaut, Torf wird weiterhin abgebaut und Wiesen werden aufgeforstet. Zudem werden in der Europäischen Union jährlich mehr als eine halbe Million Bekassinen abgeschossen, vor allem während des Vogelzuges. Daher ist der Schnepfenvogel zumindest in Deutschland mit seinen nur noch 6.000 Brutpaaren stark bedroht – vor 20 Jahren war er hier noch doppelt so häufig. Für Rheinland-Pfalz geht man von höchstens 20 Brutpaaren aus. Die letzten ihrer Art brüten u.a. am Dreifelder Weiher und in der Vulkaneifel. Mit etwas Glück kann man sie während des Herbstzuges auch im Rhein-Lahn-Kreis sehen. Auch andere Vögel aus der Gruppe der Watvögel wie den Flussuferläufer an der Lahn sowie den Flussregenpfeifer in Kiesgruben lassen sich bei uns – wenn auch selten – beobachten. Kann der einzelne Verbraucher etwas zum Schutz dieses Vogels des Jahres beitragen? Durchaus, denn die Gefährdung der Bekassine steht im Zusammenhang mit unserem Verhalten. Wer in Gartencentern Blumenerde kaufen möchte, findet ein riesiges Angebot. Doch diese „Erden“ bestehen meist nahezu ausschließlich aus Torf; manchmal beworben mit dem Zusatz „Bio“ oder „hergestellt aus nachwachsendem Rohstoff“. Vielen Hobbygärtnern ist nicht bewusst, dass sie damit zur Zerstörung von Mooren beitragen – alleine in Deutschland auf über 30.000 Hektar Abbaufläche. Torf entsteht nur in intakten Mooren durch das Wachstum von Torfmoos. Es dauert ein Jahrtausend, bis ein Meter Torfschicht entstanden ist. Allein für den Freizeitgartenbau werden in Deutschland alljährlich ca. 3 Mio. m³ Torf abgebaut. Außerdem wird durch den Torfabbau das im Moor gebundene Kohlendioxid freigesetzt. Torfabbau befeuert also den Treibhauseffekt. Für Deutschland entspricht dies rund 4,5% der gesamten Treibhausgasemission. Dieser Wert erhöht sich noch, wenn man bedenkt, dass ein zunehmender Teil des in Deutschland verbrauchten Torfes aus den baltischen Ländern stammt und mit LKWs transportiert wird. Diese immense Umweltzerstörung muss nicht sein, denn torffreie Substrate eignen sich im Garten genauso gut. Sie bestehen aus einer Mischung von Kompost, Rindenhumus, Holz- sowie gelegentlich auch Kokosfasern und werden von allen namhaften Herstellern von Blumenerden angeboten. Verzichten Sie daher bitte auf Torfprodukte, damit wenigstens der Torfabbau unsere letzten Moorlandschaften und ihren Charaktervogel, die Bekassine, nicht länger bedroht.