Unverwechselbar bunt!
Der Wiedehopf (Upupa epops) war im 19. Jahrhundert ein gebietsweise häufiger Vogel, ist heute jedoch gefährdet in Deutschland. Weil ihm Nahrung und Lebensräume fehlen, gibt es nur 800 bis 950 Brutpaare. In der Roten Liste der Brutvögel gilt die Vogelart deshalb als gefährdet (Kategorie 3). Doch es gibt Hoffnung: Mitte der 1990er-Jahren wurden nicht einmal 300 Brutpaare gezählt – der Bestandstiefpunkt der vergangenen Jahrzehnte. Seitdem wächst ihre Zahl. Der Wiedehopf mag halboffene bis offene und trockene Lebensräume mit lockerer Vegetation. Dazu zählen Heidelandschaften und Trockenhänge ebenso wie Streuobstwiesen oder extensive Weiden. Auch Truppenübungsplätze und Bergbaufolgelandschaften sind wichtige Ersatzlebensräume geworden. Da er gerne warme Gebiete besiedelt, kommt der Wiedehopf in Deutschland nur in bestimmten Regionen vor, etwa in Brandenburg und Sachsen-Anhalt oder am Mittelrhein in Rheinland-Pfalz sowie entlangs des Oberrheins in Baden-Württemberg rund um den Kaiserstuhl. Im Nordwesten fehlen geeignete Lebensräume großflächig, deswegen deswegen tauchen Wiedehopfe dort nur selten auf. Ab Anfang März zieht es den Wiedehopf aus den Winterquartieren an der westlichen Mittelmeerküste und im Savannengürtel südlich der Sahara wieder zu uns zurück. Bis zu 8.000 Kilometer legt er zurück. Die letzten Überwinterer kommen Ende April an. Bei der Partnersuche macht das Wiedehopf-Männchen den ersten Schritt. Es sucht eine passende Brutstätte aus, posiert rund um die Wohnung mit einem Brautgeschenk im Schnabel, etwa einer schönen, dicken Made, und hofft auf das Interesse des Weibchens. Für den Höhlenbrüter sind alte Spechthöhlen, Astlöcher in Obstbäumen und alte Schuppen der ideale Nistplatz. Auch in Steinhaufen und Holzstößen wurden schon Brutpaare beobachtet. Gern werden Nisthilfen angenommen, selbst Steinkauzröhren. Nach Möglichkeit brüten Wiedehopfe eher bodennah. Je höher die Bruthöhle liegt, desto größer ist die Konkurrenz, zum Beispiel durch Stare. Aber auch die Umgebung muss unbedingt passen: Trockenwarmes Klima und eine halboffene bis offene Landschaft, in der viele Insekten leben. Eine eher schüttere Pflanzendecke erleichtert dem Bodenjäger die Arbeit. Ist ein passender Unterschlupf gefunden, setzt sich Herr Wiedehopf auf eine Anhöhe und lässt seinen charakteristischen Ruf erklingen: Up-up-up! Dabei kann eine ganze Weile vergehen, bis ein Wiedehopf-Weibchen sein Werben erhört. In dieser Phase der Paarbindung sind die Wiedehopfe nicht nur optisch auffällig. Ihre Rufe sind markant und laut, geben der Umgebung eine akustische Prägung. Wenn sich ein Pärchen gefunden hat, übernimmt das Männchen die Futterversorgung, während das Weibchen brütet. Mit dem langen, schmalen Schnabel stochert der Wiedehopf nach Insekten. Manchmal muss er seine Löcher breiter machen, um seine Beute zu erwischen. Dann sieht man ihn mit in den Boden gestecktem Schnabel mehrmals im Kreis laufen. Das Weibchen verlässt in dieser Zeit nach Möglichkeit nur noch zum Kot absetzen das Versteck. Um die zwei Wochen dauert es, bis die fünf bis zehn Eier ausgebrütet sind. Wird es leise um die Wiedehopfe, ist das ein gutes Zeichen: Die Brut war erfolgreich. Schon zwölf Stunden nach dem Schlüpfen bilden die Küken den ersten Flaum des künftigen Federkleids. Dennoch brauchen sie weiter die Wärme der Mutter. Und so hudert das Weibchen seine Küken, während das Männchen weiter für die Nahrungssuche zuständig ist. Stößt ihm unterwegs etwas zu, ist die Brut verloren. Erst wenn die Halbstarken die mütterliche Wärme nicht mehr brauchen, beteiligt sich das Weibchen an der Nahrungssuche. Ab jetzt füttern die Eltern gemeinsam. Nur wer ganz nah an einer Brutstätte ist, wird nun hin und wieder die Jungvögel leise um Futter betteln und krächzen hören. Für die bodennahen Brüter ist dies eine sensible Phase Nistplatzkonkurrenz, aber auch Nesträuber wie Wiesel oder Marder machen ihnen zu schaffen. Sie sind dabei jedoch nicht so wehrlos, wie man meinen könnte. Sowohl die Weibchen als auch die Küken können sich mit einer in der Vogelwelt einzigartigen Waffe verteidigen: Sie wenden ihren Bürzel in Richtung des Angreifers und versprühen ein stinkendes Sekret, das die meisten vertreibt. Einen Meter weit und bis zu vier Mal hintereinander können die Küken ihre Verteidigung verspritzen. Daher rührt auch der Ausdruck „Stinken wie ein Wiedehopf“. Haben die Jungvögel es trotz aller Widrigkeiten geschafft, verlassen sie nach etwa dreieinhalb Wochen das erste Mal das Nest. Sie werden noch eine kurze Zeit von den Eltern mitversorgt, bis sie sich selbstständig ernähren können. Im Jugendkleid unterscheiden sie sich kaum vom Altvogel. Nur wenige Tage nach der Selbstständigkeit verlässt der Nachwuchs das Revier der Eltern und fliegt dabei über weite Strecken – junge Wiedehopfe wurden auch schon in Finnland gesichtet – und nimmt später selbstständig Kurs auf sein Winterquartier. Die Jungvögel läuten somit den Abzug der Wiedehopfe bereits im Juli ein. Auch im Flug bleibt der Punk unter den Vögeln ein echter Hingucker: Mit wellenförmigen, schmetterlingsartig gaukelnden Flugbewegungen erhebt er sich. Kraftvolle Flügelschläge wechseln mit Gleitphasen, in denen er mit leicht angelegten Flügeln etwas absackt. So kommt er auf bis zu 40 Stundenkilometer Reisegeschwindigkeit. Höhepunkt für den Zug der Wiedehopfe ist Mitte August, aber auch im September und Oktober sind noch einige auf dem Weg nach Afrika unterwegs. Dabei ziehen die Vögel meistens einzeln und während der Nachtstunden. So überfliegen die Wiedehopfe die Alpen, das Mittelmeer und die Sahara in ihrer gesamten Breite. Auf diesem Weg lauert auf sie – wie auf so viele Zugvögel – die Bedrohung durch Zugvogelmord. Auch der vermeintliche Vorteil durch das wärmere Klima wird zur Herausforderung: Der Zugweg wird weiter und kräftezehrender, da die Wüsten sich ausbreiten. Und da in den Winterquartieren Gewässer zunehmend übernutzt sind und auch hier der Pestizideinsatz zunimmt, werden wichtige Nahrungsquellen knapper. Somit bleibt der größte Risikofaktor für den Wiedehopf der Mensch. Immerhin: Ist der Zug ins Winterquartier wohlbehalten überstanden, stehen die Chancen gut, die Jungtiere im nächsten Frühjahr wiederzusehen. Instinktiv kehren sie an ihren Geburtsort zurück. Dass sie dann auch bleiben, ist aber nicht sicher. So wurden etwa von 100 beringten Vögeln aus der Nemitzer Heide im niedersächsischen Wendland in Folgejahren nur zehn wieder angetroffen. Einige weitere fanden sich 50 Kilometer südlich in der Colbitz-Letzlinger Heide in Sachsen-Anhalt.