NABU-Thema im Oktober: Der Feldsperling

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Leere Feldflur, harte Zeit

Es ist Herbst; die Felder sind weitgehend abgeerntet und die Wiesen meist gemäht. Nun beginnt vielerorts eine harte Zeit für den Feldsperling – eigentlich ein Allerweltsvogel: Rund eine Million Brutpaare leben noch in Deutschland.

Der Kleine mit der braunen Kappe

Der Feldsperling (Passer montanus) ist 12 bis 14 cm groß und damit kleiner als sein naher Verwandter, der Haussperling. Und im Gegensatz zu diesem sind beim Feldsperling Männchen und Weibchen gleich gefärbt: Sie zeigen ein bräunliches Rückengefieder mit schwarzer Musterung und einen gräulichen Bauch. Markant sind die braune Kopfkappe, die weißen Wangen, der dunkle Wangenfleck und das weiße Nackenband. Am leichtesten lassen sich unsere beiden Spatzenarten mit dem Merkspruch „graue Hauskappe, braune Feldkappe“ unterscheiden. Der Feldsperling hat ein vielseitiges Rufrepertoire. Am häufigsten erklingt aber ein hohes, einsilbiges „tschip“. Adulte Feldsperlinge ernähren sich ausschließlich von Getreide- und Wildkrautsamen. Die Jungvögel benötigen hingegen kleine Insekten und Raupen.

Gesellige Höhlenbrüter

Feldsperlinge sind Standvögel, sehr brutplatztreu und brüten gerne in lockeren Kolonien zusammen. Als Höhlenbrüter nutzten sie Specht- oder Faulhöhlen, Gebäudenischen, aber auch Nistkästen. Die Brutzeit reicht von April bis August. Die Bruthöhle wird bis zum Rand mit Stroh, Gräsern und Federn gefüllt. Das Weibchen legt meist zweimal im Jahr vier bis sechs Eier, die von beiden Eltern bebrütet werden. Feldsperlinge haben ein ausgeprägtes Sozialverhalten. Sie sind gerne in größeren Trupps unterwegs und schließen sich im Winter zu Schwärmen zusammen.

Strukturreiches Habitat

Im Gegensatz zur Feldlerche ist der Feldsperling kein reiner Feld- und Wiesenvogel: Sein wissenschaftlicher Name bedeutet Bergsperling, im Englischen und Französischen heißt er Baumsperling und sein ältester deutscher Name war sogar Wassersperling. Der Lebensraum des Feldsperlings sind mithin vielfältige, halboffene Agrarlandschaften mit einem hohen Grünlandanteil, mit Obstwiesen, Feldgehölzen und Waldrändern. Darüber hinaus dringt er bis in die Randbereiche ländlicher Ortschaften vor, wo er Obst- und Gemüsegärten oder Alleen und Parkanlagen besiedelt.

Opfer des Landschaftswandels

Leider hat der Feldsperling als Opfer des Landschaftswandels eine ungewisse Zukunft und wird mittlerweile auf der Vorwarnliste der bedrohten Arten geführt. Die Ausräumung der Landschaft um Streuobstwiesen, Säume und Gehölze sorgt generell für einen Mangel an samentragenden Wildpflanzen und an Niststätten. Hoher Pestizideinsatz und der Rückgang von artenreichen Wiesen und Feldern verschärfen die Nahrungsknappheit und haben bereits zu Bestandseinbrüchen geführt. Erfolgreiche Bruten sind aufgrund der landwirtschaftlichen Intensivierung stark zurückgegangen: Pflanzenschutzmittel, intensive Grünlandnutzung und das Reduzieren von Säumen und Randstreifen vernichten die Insektenpopulationen, die für die Aufzucht der Nestlinge unverzichtbar sind. Jetzt im Herbst fehlen vor allem nahrhafte Dreschabfälle, wenn zu früh gepflügt wird. Durch den Winteranbau stehen überdies immer weniger Stoppelbrachen für die Nahrungssuche zur Verfügung.

Lebensraum erhalten, …

Was lebensrettend für den Feldsperling und viele andere Arten der Kulturlandschaft wäre, liegt somit auf der Hand: Wichtig ist der Erhalt und die Vermehrung von vielfältigen Ackerrandstreifen, Graswegen und unbefestigten Feldwegen. Brachliegende Felder und über den Winter stehengelassene Stoppelbrachen würden mehr Nahrung bereithalten. Der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel würde das Artenspektrum aufwerten. Als Brutplätze müssen Streuobstwiesen, Feldgehölze und Hecken in der Landschaft erhalten werden, dazu naturnahe Waldränder mit stehendem Totholz oder zumindest mit geeigneten Nistkästen.

…auch im Garten!

Aber auch strukturreiche, naturnahe Parks und Hausgärten bieten Lebensraum. Und wer jetzt Samenstände über den Winter stehen lässt, tut dem Feldsperling und anderen Körnerfressern etwas Gutes und obendrein Insekten, die an diesen Pflanzen überwintern.

© NABU / Winfried Rusch
© NABU-CEWE / Marlies Weber