Höhlentier des Jahres 2023
In diesen Wochen beginnt für das „Höhlentier des Jahres 2023“ die heiße Phase seiner Paarungszeit: Feuersalamander halten gerne im Hochsommer Hochzeit, und zwar im Gegensatz zu den meisten übrigen Lurchen nicht in Teichen oder Tümpeln, sondern an Land. Doch schon mit Beginn der Amphibienwanderungen im Frühjahr gehen Feuersalamander auf Partnersuche. In regnerischen Jahren wie diesen sind sie dabei in unserer Region häufiger anzutreffen. Zu erkennen sind Feuersalamander ohnehin leicht: Ihre auf der Oberseite leuchtend schwarz-gelb gefleckte Haut und die stattliche Größe von 14 bis 20 Zentimetern bei rund 50 Gramm Gewicht macht diese Schwanzlurche unverwechselbar.
Verbreitung und Lebensraum
Der Feuersalamander ist in verschieden gemusterten Unterarten über weite Teile West-, Mittel-, Süd-, und Südosteuropas verbreitet. Die Nordgrenze der Verbreitung verläuft durch Nord- und Mitteldeutschland, wo die Art von Süden nach Norden hin immer seltener wird. Der typische Lebensraum des Feuersalamanders sind die feuchten Laubmischwälder der Mittelgebirge. Hier benötigt die Art saubere und kühle Quellbäche und Quelltümpel. Von Februar bis Mai werden die bereits voll entwickelten, jedoch noch mit Kiemen ausgestatteten Larven in diesen Quellgewässern abgesetzt. Dort halten sie sich bevorzugt in kleinen Stillwasserzonen auf. Seltener findet man Feuersalamander in Nadelwäldern.
Geschickte Jäger
Feuersalamander fressen alle Tiere, die sie von der Körpergröße her noch überwältigen und verschlingen können, selbst andere Amphibien oder kleine Frösche. Hauptsächlich ernähren sie sich aber von Wirbellosen wie Asseln, Spinnen, weichen Käfern, Regenwürmern und kleineren Wegschnecken. Die Beutetiere werden beschlichen und dann je nach Größe entweder mit der Zunge oder mit einem Sprung und anschließendem Zupacken der Kiefer gefangen. Stark pendelnde Körperbewegungen unterstützen danach den Schlingvorgang.
Einst gefürchtet, heute beliebt
Ihren Namen verdanken die Feuersalamander dem alten Aberglauben, die Tiere seien immun gegen Feuer und ihr Hautsekret würde Feuer sogar löschen. Daher warf man im Mittelalter Salamander in brennende Häuser. Davon abgesehen waren sie gefürchtet, weil man die tatsächlich nur schwach giftigen Sekrete der Feuersalamander für tödlich hielt. Heute ist das zum Glück anders: Nicht zuletzt durch den Titelhelden der Lurchi-Hefte aus dem Schuhgeschäft erfreuen sich die gemäß Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützten Tiere allgemeiner Beliebtheit.
Vom Aussterben bedroht
Gleichwohl sind Feuersalamander stark bedroht, und zwar aus drei Gründen: Da ist zunächst der Schwund ihrer Fortpflanzungsgewässer durch Ausbau, Begradigung und Verschmutzung. Zweitens kommen unzählige Feuersalamander auf ihren Wanderungen wie so viele andere Amphibien im Straßenverkehr ums Leben. Und drittens hat sich durch den globalisierten Tierhandel die „Salamanderpest“ in Europa verbreitet: Eine Infektion mit dem asiatischen Pilz Bsal führt zu Hautwunden und -löchern und nachfolgend zu raschem Tod. Die Erkrankung ist hoch ansteckend und hat sich ausgehend von Belgien und der Eifel in vielen Teilen Deutschlands verbreitet. Außer Salamandern befällt sie auch andere Molche. Experten befürchten ihr totales Aussterben in den betroffenen Gebieten.
Schutzmaßnahmen
Drei menschengemachte Ursachen gefährden also die Salamander. Was kann man tun? Erstens natürlich klassischen Naturschutz: Naturnahe Laubwälder, Quellen und Bäche müssen erhalten und gegebenenfalls renaturiert werden. Gifte und andere Stoffe, die die Beutetiere der Salamander schädigen, sind zu vermeiden. Zweitens müssen Verkehrswege im Wanderungsbereich mit Warnschildern, Krötenzäunen und mitunter saisonalen Sperrungen abgesichert werden. Gegen Bsal, den „Salamander-Fresser“, ist hingegen noch kein Heilmittel gefunden. Hier zeigt sich klar, wie gefährlich das unbedachte Freisetzen exotischer Organismen sein kann. Einzig das weitere Verschleppen des Pilzes kann begrenzt werden, indem alle Stiefel und Werkzeuge, die in den Risikogebieten mit Quellgewässern in Berührung kommen, stets sorgfältig desinfiziert werden. Aber leider werden wir zusätzlich Glück benötigen, um „Lurchi“ und andere Molche nicht ganz zu verlieren.